„Ankommen in Europa“ – Die Anfänge des Antiziganismus

|

Das Erscheinen der Roma in Europa im späten Mittelalter markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der europäischen Geschichte und war eng mit den geopolitischen Ereignissen dieser Zeit verknüpft.

Die Ankunft der Roma in Europa markiert den Ursprung des Antiziganismus, einer tief verwurzelten Diskriminierung und Vorurteilsbildung, die bis in die Gegenwart fortbesteht. Dieses Kapitel widmet sich dem historischen Kontext, der die Entstehung des Antiziganismus begleitete, und beleuchtet die Verbindung zwischen der Ankunft der Roma, der Wahrnehmung von Muslimen und Osmanen als Bedrohung sowie der Entwicklung von Muslim- und Islamfeindlichkeit im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa.

Die Ankunft der Roma: Eine Herausforderung für das mittelalterliche Europa

Die Roma sind eine ethnische Gruppe mit Wurzeln in Indien. Die erste dokumentierte Präsenz von Roma in Europa datiert zurück in das 14. Jahrhundert. Zur gleichen Zeit erlebte Europa eine Phase der Auseinandersetzung mit dem expandierenden Osmanischen Reich. Diese beiden Ereignisse, das Erscheinen der Roma und die Wahrnehmung der osmanischen Bedrohung, kollidierten in den Köpfen der europäischen Bevölkerung.

Die Entstehung von Muslim- und Islamfeindlichkeit im Mittelalter

Bereits im Mittelalter begann sich eine gewisse Muslim- und Islamfeindlichkeit in Europa zu manifestieren. Die Kreuzzüge des 11. bis 13. Jahrhunderts verschärften diese Vorurteile zusätzlich. Die muslimische Welt wurde als das „Andere“ wahrgenommen, ein Feindbild, das sich in der europäischen Kultur und im kollektiven Gedächtnis festsetzte.

Gleichzeitig erlebte Europa eine Phase stark ausgeprägter Muslim- und Islamfeindlichkeit, insbesondere während der Kriege gegen das Osmanische Reich und der Reconquista auf der Iberischen Halbinsel. Diese war eng mit hergenommen Vorurteilen gegenüber Muslimen, Osmanen und dem Islam verknüpft. Die Verbindung zwischen diesen Vorurteilen und dem sich entwickelnden Antiziganismus ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der historischen Dynamiken.

Die Muslim- und Islamfeindlichkeit im Mittelalter wurzelte in einer Vielzahl von Faktoren. Die Expansion des Osmanischen Reiches nach Europa, insbesondere nach dem Fall von Konstantinopel im Jahr 1453, löste Ängste und Ressentiments aus. Die Kriege zwischen den osmanischen Truppen und europäischen Mächten wie Österreich und Ungarn führten zu einer starken Polarisierung zwischen Christen und Muslimen.

Die Reconquista auf der Iberischen Halbinsel, die im 15. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, verstärkte ebenfalls die Feindschaft gegenüber dem Islam. Die Vertreibung der muslimischen Bevölkerung aus Spanien und die erzwungene Konversion zum Christentum trugen zur Entstehung eines tief verwurzelten Feindbildes bei.

Die Roma wurden fälschlicherweise mit den Osmanen und dem Islam assoziiert, obwohl sie selbst in der Regel nicht muslimischen Glaubens waren. Im Gegenteil. Die ersten die im europäischen Regionen auftauchten, waren die aus der Sklaverei geflüchteten Roma und Sinti. Muslime durften nicht versklavt werden darum die Schlussfolgerung das die ersten, die kamen keine Muslime waren. Außerdem verblieben die Konvertierten logischerweise auf dem eroberten Territorium des Osmanischen Reiches in Europa.

Die Verknüpfung von Antiziganismus mit Muslim- und Islamfeindlichkeit im Mittelalter bildete somit den Grundstein für eine Ideologie, die Roma als „Fremde“ und potenzielle Bedrohung für die europäische Gesellschaft etikettierte.

Die Verknüpfung von Roma und Muslimfeindlichkeit

Die zeitgleiche Präsenz der Roma und die Verbreitung von Muslim- und Islamfeindlichkeit schufen eine gefährliche Allianz. Die Roma wurden als „fremdartig“ wahrgenommen und mit der als bedrohlich empfundenen muslimischen Welt verknüpft. Diese Assoziation führte zu einer Dämonisierung der Roma als „fremde“ und „gefährliche“ Gruppe.

Mit dem Auftauchen der Roma in Europa während des 14. Jahrhunderts fanden zwei „Andere“ aufeinander: die muslimische Bevölkerung auf der einen Seite und die Roma auf der anderen. Diese Begegnungen waren durch die Europäer von Vorurteilen und Misstrauen geprägt. Die bereits bestehende Feindschaft gegenüber Muslimen färbte auf die Roma ab, und umgekehrt verstärkte die Anwesenheit der Roma in einem christlich geprägten Umfeld die Wahrnehmung ihrer Andersartigkeit.

Auswirkungen auf die Roma-Bevölkerung

Diese Verbindung hatte verheerende Auswirkungen auf die Roma-Bevölkerung in Europa. Sie wurden verstärkt Opfer von Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt. Die Idee der „fremden“ und „gefährlichen“ Roma fand Eingang in die politischen, sozialen und rechtlichen Strukturen vieler europäischer Länder.

Diese neu entstandene Dynamik schuf ein Narrativ, das die Roma als Fremde, als „Anderen“, als Bedrohung für die bestehende Ordnung darstellte. Diese Wahrnehmung führte in der Folge zu einer systematischen Unterdrückung der Roma in Europa. Sie wurden verfolgt, aus ihren Gemeinschaften vertrieben, versklavt und oft in eine Position der Leibeigenschaft gedrängt.

Ein grausames Beispiel für die Auswirkungen dieser Haltung war die Sklaverei und Leibeigenschaft der Roma in vielen Teilen Europas. Sie wurden enteignet, versklavt und in vielen Fällen wie Besitztümer behandelt. Diese Praxis, die auf dem rassistischen Konstrukt des Antiziganismus beruhte, wurde über Jahrhunderte hinweg akzeptiert und institutionalisiert.

Insgesamt zeigt sich in der Geschichte, wie die bereits existierende Muslim- und Islamfeindlichkeit im Mittelalter zur Entstehung des Antiziganismus beitrug. Die Roma wurden zum gern genommenen und Natürlichen Sündenböcken für gesellschaftliche Ängste und Vorurteile gemacht.

Beispiele historischer Diskriminierung

Ein beispielhaftes Ereignis war die Einführung von Gesetzen und Verordnungen, die die Bewegungsfreiheit der Roma stark einschränkten. Diese Gesetze erlaubten es, Roma zu versklaven, zu deportieren und in Leibeigenschaft zu halten. Sie wurden zu einer marginalisierten und stigmatisierten Gruppe, die unter systematischer Diskriminierung litt.

Insgesamt zeigt die Geschichte, wie die Verknüpfung von Roma, Muslim- und Islamfeindlichkeit zu einem Nährboden für den Antiziganismus wurde, der bis heute fortbesteht. Dieser historische Kontext ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis und die Bekämpfung des Antiziganismus in der Gegenwart.

Es ist wichtig, diese historischen Zusammenhänge zu verstehen, um den Antiziganismus in seiner vollen Tragweite begreifen zu können.

Beispiel:

Ein prominentes Beispiel für die Verknüpfung von Antiziganismus mit Muslim- und Islamfeindlichkeit findet sich in den Schriften und Predigten führender Geistlicher und Intellektueller jener Zeit. Diese bedienten sich oft einer rassistisch-religiösen Rhetorik, die sowohl gegen Muslime als auch gegen Roma gerichtet war. Die Diffamierung und Diskriminierung beider Gruppen wurden somit als Teil eines gemeinsamen Feindbildes konstruiert.

Historische Beispiele für Antiziganismus Typ I Tradierter und Fremdenfeindlicher Antiziganismus: