Emanzipation von der Bezeichnung „Zigeuner“

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Die Emanzipation von der Bezeichnung „Zigeuner“ markierte einen entscheidenden Schritt in der Geschichte der Roma und Sinti in Deutschland. Es dauerte bis in die 1980er Jahre, ehe die ersten Roma und Sinti Verbände durch Romani Rose und Rudko Kawczynski gegründet werden konnten. Dieser Prozess war eng mit den individuellen Erfahrungen der Erwachsenen verbunden, die den Schrecken des Nationalsozialismus nicht unmittelbar erleiden mussten. Dennoch trugen auch sie Traumata in sich, die oft unbewusst an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wurden.

Dieser Prozess der Emanzipation und Identitätsfindung war jedoch geprägt von den traumatischen Erfahrungen des Nationalsozialismus und der transgenerationalen Weitergabe von Traumata. Die Überlebenden des Holocausts und ihre Nachkommen trugen die seelischen Belastungen und die Last der Geschichte und der Verdrängung der Anerkennung weiter. Die junge Generation der Roma und Sinti setzte sich dennoch entschlossen für Veränderungen ein und kämpfte für die Anerkennung ihrer Rechte und Identität.

Die Bezeichnung als „Zigeuner“ war von Beginn an rassistisch, diskriminierend und antiziganistisch geprägt. Sie war nie eine Eigenbezeichnung der Roma und Sinti selbst, sondern wurde von außen auf sie projiziert.

Die junge Bürgerrechtsbewegung der Roma und Sinti setzte sich entschlossen dafür ein, diese rassistische Bezeichnung zu überwinden und die eigene Identität und Kultur selbstbestimmt zu definieren. Ein zentrales Anliegen war die Abschaffung der Bezeichnung „Zigeuner“ in offiziellen Dokumenten und die Anerkennung der ethnischen Identität als Roma und Sinti.

Ein weiterer bedeutender Schritt in diesem Prozess war die Forderung der Verbände nach der Auflösung der „Zentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens“. Diese Institutionen waren während der nationalsozialistischen Herrschaft eingerichtet worden und setzten nach dem Krieg ihre Arbeit unter anderem Namen wie z.B. „Landfahrerzentrale“ in Polizeihand fort. Sie verwendeten immer noch die von den Nazis gesammelten Daten über Roma und Sinti, was für die Betroffenen eine fortgesetzte Stigmatisierung und Diskriminierung bedeutete und gleichzeitig die Einstellung der Polizei dazu wiedergab.

Die Forderung nach Emanzipation von der Bezeichnung „Zigeuner“ und die Aufdeckung der fortbestehenden antiziganistischen Praktiken waren entscheidende Schritte in der Auseinandersetzung mit der historischen Diskriminierung und Verfolgung der Roma und Sinti. Sie legten den Grundstein für weitere Errungenschaften in Bezug auf die Anerkennung der Rechte und die Wahrung der Würde dieser Gemeinschaft.

Sie setzten sich aktiv dafür ein, dass die Bezeichnung „Zigeuner“ aus dem öffentlichen Diskurs verschwand und durch respektvollere und korrekte Bezeichnungen ersetzt wurde dies dauerte bis 2022.